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Virtuelle Mangroven-Tour

- mit Guide Robert Heigermoser von Ulu Singapore -


Singapur, 9. Mai 2020

Robert führt uns normalerweise gerne persönlich durch Singapurs Natur, aber außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Wir haben Robert daher aufgrund des großen Interesses innerhalb unserer Mitglieder dafür gewinnen können, dass die Zeit für eine virtuelle Tour durch die Mangroven gekommen ist - und der Beifall der Zuhörer gab ihm und uns Recht.

Samstagnachmittag, 16 Uhr, viele hatten Zeit und loggten sich ein, zu Hause auf der gemütlichen Couch.  Und hier ist der Bericht. Viel Spaß beim Lesen!

Und wer sich ein kurzes Video über die virtuelle Tour ansehen möchte, klickt bitte hier.




Mangroven befinden sich an der Schnittstelle von Land und Meer. Sie liegen in der so genannten Gezeitenzone, das heißt bei Niedrigwasser liegen sie auf dem Trockenen, bei Flut sind sie dem Meer einverleibt. Mit anderen Worten: Wattenmeer mit Regenwald.

Das ist insofern ein Problem, als dass die Lebewesen im Wasser, mit dem Land klarkommen müssen (und umgekehrt): Muscheln, Seepocken und Korallen zum Beispiel filtrieren Wasser und ziehen so die notwendigen Nährstoffe. Bei Ebbe sind sie dann auf Diät. Umgekehrt ist aber auch die Flut nicht für jeden gemütlich, denn dann sind ganz neue Räuber unterwegs, wie der Stachelrochen. Das haben kleinere Beutetiere zu beachten…


1950 reichten Mangroven, die meist um die Flußmündungen ins Meer lange, noch weit in die Fläche von Singapur hinein. Seitdem hat sich Singapur von 580 Quadradkilometer auf über 700 vergößert. Die Flußmündungen sind jetzt meist Süßwasser-Speicher und die Mangroven-Wälder sind von rund 7.500 ha auf unter 500 ha geschrumpft. Einen größeren Mangroven-Wald kann man heute nur noch auf Pulau Ubin besichtigen, ein kleines Fleckchen gibt es aber auch in der Stadt, im Labrador Park.

Schichtwechsel
Der maximale Tidenhub in den Mangroven in Singapur liegt bei 3 Metern. (Heute sieht man solch überflutete Stege leider nicht mehr, sie wurden mittlerweile höher gelegt)

Osmose oder Wie die Bäume im Salzwasser überleben
Mangroven nutzen das Prinzip der Osmose, um dem Salzwasser Süßwasser zu entziehen. Die Wurzeln der Bäume funktionieren dabei als halbdurchlässige Membran, um das Salz herauszufiltern. Wie bei Pflanzen, die in wasserärmeren Gegenden wachsen, sind ihre Blätter oft dick und mit einer Wachsschicht überzogen, um Wasserverluste zu minimieren


Schlamm
Um in den Mangroven zu überleben, müssen die Wurzeln der Bäume ordentlich ran. Mit ihrem meist flachen, weitläufigen  Wurzelwerk verankern sie die Bäume im Schlamm. Eine Mangrovenart bildet sogar sogenannte Stelzwurzeln aus, die auch genauso aussehen, wie Stelzen nämlich. Anders als die Bäume sinken wir Menschen schnell im Mangroven-Schlamm ein. Bis zum Knie ist das noch ein glücklicher Fall, oft steckt man schnell bis zur Hüfte fest. Und dann haben einige Mangroven-Bäume auch noch Atemwurzeln, mit denen sie bei Ebbe Sauerstoff aufnehmen.

Attap Palme
Die Attap Palme oder Mangroven-Palme ist außerordentlich nützlich: Ihre getrockneten Blätter decken Dächer von Fischerhütten, wie hier auf einem Foto vom Mekong. Ihr Samen heißt Attap Chee und wer sich schonmal auf den Grund eines Ice Kacang-Desserts runtergearbeitet hat, weiß wie gut dies schmeckt. Aus dem Saft der Attap Plame lässt sich köstlicher Palmzucker gewinnen, der sogenannte Gula Melaka. Mit Sirup aus diesem braunen Zucker wird zum Beispiel das Dessert Pulut Inti versüßt.



Überlebenskünstler Mudskipper oder Schlammspringer
Hier handel es sich um Fische (ja, Fische), die an Land überleben können. Auf dem Foto kann man die wie prall gefüllten Backen  aussehenden Kiemenkammern der Schlammspringer erkennen. Dort speichern sie einen kleinen Wasservorrat, um ihren Sauerstoffbedarf zu decken, wenn sie an Land unterwegs sind. Ihre oben auf dem Kopf liegenden Augen ermöglichen ihnen einen 360-Grad Rundumblick und ihre muskulären Flossen helfen den Mudskippern, sich auch über Schlamm fortzubewegen und, wenn es sein muss, schnell Reißauß zu nehmen.

Wenn sich ein Mudskipper-Pärchen gefunden hat, bauen sie ihr Haus wo? Im Schlamm natürlich. Das erklärt auch die großen Trichter, die wie ausgebaggert aussehen. Das war das Mudskipper-Männchen, das das gemeinsame Heim gebuddelt hat.

Überlebenskünstler Pfeilschwanzkrebs
Achtung, der Stachelschwanz darf nicht abbrechen! Er ist so etwas wie das Rückgrat des Tieres, er braucht ihn um sich aufzurichten und auch zum Steuern beim Schwimmen. Solltet ihr mal einen Pfeilschwanzkrebs anfassen, dann immer am Kopf halten. Das könnt Ihr ruhig machen, denn der Pfeilschwanzkrebs ist für uns Menschen absolut ungefährlich.

Es gibt noch so viel mehr zu entdecken im Schlamm: Die kleinen roten Punkte im „mud“ sind Red Berry Snails, sie werden ca. 0,5 cm groß.

Monitor Lizzard, Waran oder Krokodil?

Alle drei gibt es in Singapur! Wobei der Monitor Lizzard und der Waran ein und dasselbe Tier sind. Das Krokodil ist aber ein Fall für sich, denn seine Zähne und seine schiere Kraft können uns schon gefährlich werden. Alle diese Arten sind scheu und wollen an und für sich nichts mit dem Menschen zu tun haben. Am besten halten wir Abstand, nähern uns nicht und lassen den Tieren immer einen großzügigen Rückzugsraum. So fühlen sie sich nicht bedroht und wir können hoffentlich noch lange diese Naturschönheiten vor unserer Haustür besichtigen!

Infos zu Naturführungen mit Robert Heigermoser unter http://www.ulusingapore.com/



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